Das kosmologische Argument von Kalam: Den Anfang des Universums verstehen

Erforschung des kosmologischen Arguments von Kalam: Hatte das Universum einen Anfang?

Das kosmologische Kalam-Argument ist eines der überzeugendsten und am meisten diskutierten Argumente für die Existenz Gottes. Es befasst sich mit einer der ältesten philosophischen Fragen: **Hat das Universum einen Anfang?** Wenn ja, was hat dazu geführt, dass es entstanden ist? Dieser Artikel befasst sich mit den Schlüsselaspekten des Arguments, den wissenschaftlichen Beweisen, die es stützen, und den philosophischen Implikationen, wie sie vom Philosophen und Theologen William Lane Craig dargelegt werden.

Was ist das kosmologische Kalam-Argument?

Das **Kosmologische Argument von Kalam** besagt, dass das Universum einen endlichen Anfang hatte und daher eine Ursache haben muss, die über das Universum hinausgeht. Das Argument basiert auf zwei wesentlichen Prämissen:
1. **Was auch immer zu existieren beginnt, hat eine Ursache.** 2. **Das Universum begann zu existieren.**
Aus diesen Prämissen folgt die Schlussfolgerung: **Das Universum muss einen Grund für seine Existenz haben.** Laut Craig muss dieser Grund zeitlos, raumlos, immateriell, enorm mächtig und persönlich sein. Die Eigenschaften einer solchen Ursache deuten, so Craig, auf die Existenz eines Schöpfers hin – Gott.

Motivation hinter dem Argument

Craigs Faszination für die Ursprünge des Universums begann bereits in seiner Kindheit. Die Frage, woher das Universum kam – ob es einen Anfang hatte oder schon ewig existierte – erregte schon früh seine Fantasie. Während er sein akademisches Studium fortsetzte, entdeckte er, dass sich einige der größten Köpfe der Philosophie mit diesem Thema befasst hatten. Inspiriert von ihrer Arbeit beschloss Craig, seine Doktorarbeit auf das **Kalam-Kosmologische Argument** zu konzentrieren, das seine Wurzeln in der islamischen Philosophie hatte.
Dieses Projekt führte zu jahrelanger Forschung, die zu mehreren Büchern führte, in denen das Argument verteidigt wurde. Craigs Ziel bestand darin, zu beurteilen, ob es zwingende Gründe für die Annahme gab, dass das Universum einen Anfang hatte, und die philosophischen und wissenschaftlichen Beweise zu untersuchen, die diese Schlussfolgerung stützen könnten.

Wissenschaftliche Beweise: Der Anfang des Universums

Während sich das **Kosmologische Argument von Kalam** hauptsächlich mit philosophischem Denken befasst, berücksichtigt Craigs Arbeit auch wissenschaftliche Entdeckungen. Craig war insbesondere von den Erkenntnissen der zeitgenössischen Kosmologie überrascht. Die **Urknalltheorie**, die davon ausgeht, dass das Universum an einem bestimmten Punkt in der endlichen Vergangenheit zu existieren begann, stimmte mit der Behauptung überein, dass das Universum einen Anfang hatte.
Craig hebt das **Standardmodell der Astrophysik** hervor, das besagt, dass es vor dem Urknall nichts gab – keine Zeit, keinen Raum und überhaupt keine Materie. Dies stützt das Argument, dass das Universum einen absoluten Anfang hatte.
Mit der Weiterentwicklung wissenschaftlicher Modelle hat das Konzept eines **Multiversums** – die Idee, dass unser Universum nur eines von vielen Universen ist – an Bedeutung gewonnen. Einige argumentieren, dass das Multiversum darauf hindeuten könnte, dass unser Universum aus einem früheren Universum „verdrängt“ wurde. Craig weist jedoch auf das **Borde-Guth-Vilenkin-Theorem** aus dem Jahr 2003 hin, das zeigt, dass selbst wenn es mehrere Universen gibt, der Prozess der Schaffung neuer Universen nicht in die unendliche Vergangenheit ausgedehnt werden kann. Mit anderen Worten: Auch ein Multiversum muss einen Anfang gehabt haben.

Philosophische Überlegungen: Kann die Zeit unendlich sein?

Philosophisch gesehen dreht sich Craigs Argumentation auch um die Frage, ob eine unendliche Vergangenheit möglich ist. Craigs Forschung begann mit dieser Frage: **Ist es möglich, dass das Universum unendlich lange in der Vergangenheit existiert hat, oder muss es einen Anfang gehabt haben?** Er untersuchte das Konzept eines **unendlichen Regresses** vergangener Ereignisse und kam zu dem Schluss dass eine tatsächlich unendliche Vergangenheit logisch nicht möglich ist.
Unterstützung für diese Idee fand er nicht nur in der philosophischen Argumentation, sondern auch in der zeitgenössischen Kosmologie. Während einige Modelle Möglichkeiten vorschlagen, den Abschluss eines Anfangs zu vermeiden, argumentiert Craig, dass keines davon erfolgreich gezeigt hat, dass das Universum ohne einen Ausgangspunkt existieren könnte.

Herausforderungen und moderne Theorien

Neben der Multiversumstheorie sind auch andere kosmologische Modelle entstanden, beispielsweise die **Brane-Kosmologie**. Diese Theorie legt nahe, dass Universen in höherdimensionale Räume eingebettet sein könnten und dass Kollisionen zwischen diesen Räumen (oder Branes) zur Entstehung neuer Universen führen könnten. Obwohl diese Modelle mathematisch interessant sind, argumentiert Craig, dass sie die Notwendigkeit eines Anfangs nicht negieren. Er erklärt, dass auch diese Modelle nicht in die unendliche Vergangenheit verlängert werden können.
Für Craig bleibt die wissenschaftliche Evidenz klar: Es gibt keine empirisch haltbaren Modelle eines Universums mit unendlicher Vergangenheit.

Zeit und Relativität: Hängt das Argument von einer bestimmten Sicht auf die Zeit ab?

Eine wichtige philosophische Frage im Zusammenhang mit dem **Kosmologischen Argument von Kalam** ist, ob es auf einer **Zeittheorie der Zeit** (auch bekannt als **A-Theorie der Zeit**) beruht. Diese Theorie besagt, dass die Zeit fließt, wobei der gegenwärtige Moment etwas Besonderes ist, und dass vergangene und zukünftige Ereignisse nicht auf die gleiche Weise existieren wie gegenwärtige Ereignisse.
Craig vertritt eine Zeittheorie, die seiner Meinung nach eher mit der Vorstellung vereinbar ist, dass das Universum einen eindeutigen Anfang hat. Um seine Ansichten zur Zeit zu untermauern, schrieb Craig eine zweibändige Reihe, in der er die Zeittheorie gegen die **zeitlose Theorie der Zeit** (oder **B-Theorie der Zeit**) verteidigte, die darauf hindeutet, dass alle Zeitpunkte gleich sind real, und die Zeit „fließt“ nicht.
Craig geht auch darauf ein, wie seine Sicht auf die Zeit in den Rahmen der **speziellen Relativitätstheorie** passt, die die Existenz eines bevorzugten Bezugssystems leugnet. Er übernimmt eine **neo-lorentzsche Interpretation** der Relativitätstheorie, die davon ausgeht, dass es einen absoluten Bezugsrahmen gibt, der für uns jedoch nicht erkennbar ist. Diese Interpretation ermöglicht es Craig, seine Zeitauffassung mit der modernen Physik in Einklang zu bringen.

Unterstützt die Wissenschaft die Theologie?

Ein Kritikpunkt an Craigs Verteidigung des **Kosmologischen Arguments von Kalam** ist, dass er selektiv wissenschaftliche Theorien verwendet, um seine theologischen Schlussfolgerungen zu untermauern. Kritiker argumentieren, dass Craig zwar die **Urknall-Kosmologie** befürwortet, weil sie die Idee eines Anfangs unterstützt, er jedoch die **Relativitätstheorie** ablehnt, weil sie eine tempuslose Herangehensweise an die Zeit suggeriert.
Als Antwort betont Craig, dass seine Position zur Zeit philosophischer und nicht wissenschaftlicher Natur sei. Er glaubt, dass eine Zeittheorie der Zeit am besten mit der Relativitätstheorie integriert werden kann, indem man eine **neo-lorentzsche** Interpretation verwendet, die einige Physiker immer noch unterstützen. Er weist auch darauf hin, dass philosophische Interpretationen wissenschaftlicher Theorien umstritten sind.

Fazit: Der Beginn des Universums und seine Auswirkungen

Das **Kosmologische Argument von Kalam** bleibt ein wirkungsvolles Werkzeug für diejenigen, die für eine transzendente Ursache für das Universum argumentieren. Sowohl philosophische Überlegungen als auch wissenschaftliche Beweise – insbesondere aus der Kosmologie – scheinen die Idee zu stützen, dass das Universum einen Anfang hatte. Für Craig deutet dies auf die Existenz einer Ursache hin, die über Zeit, Raum und Materie hinausgeht und die er als Gott identifiziert.
Obwohl einige Modelle versuchen, die Schlussfolgerung zu vermeiden, dass das Universum einen Anfang hatte, argumentiert Craig, dass keines dieser Modelle in der Lage war, unendlich in die Vergangenheit zu reichen. Letztendlich wirft das **Kosmologische Argument von Kalam** nicht nur wichtige philosophische Fragen über die Natur des Universums auf, sondern lädt uns auch dazu ein, die Möglichkeit eines Schöpfers hinter all dem in Betracht zu ziehen.
Wenn Sie mehr über dieses Argument erfahren möchten, schauen Sie sich das Video an, in dem William Lane Craig das **Kosmologische Argument von Kalam** ausführlich erklärt: William Lane Craig Retrospektive I: Kalam Cosmological Argument.